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„Life preservers“ ist Teil der Arbeit „They paved paradise put up a parking lot“, die Schwenks neueste Schuhe und Kleider für die kommende Klimasaison zeigt.

Eine Gruppe von Frauen geht durch die Straßen und nutzt die Stadt Köln als Laufsteg, um eine Reihe von Kleidern aus Plastikflaschen mit dem Titel „Life preservers“ zu präsentieren. Da es am Tag der Performance regnete, trugen die Frauen passende rote Regenschirme, die sie in den grauen Straßen der Stadt noch auffälliger erscheinen ließen. „Life preservers“ spielt auf eine amüsante, imaginäre Paradoxie an, die auf den Extremen des Klimawandels basiert: Die Flaschen zu füllen wäre gut im Fall einer Dürre, würde aber im Falle einer Überschwemmung dazu führen, dass man untergeht, und andersherum.

Mit dieser Performance fordert Schwenk die Menschen spielerisch dazu auf, offen darüber nachzudenken, was der Klimawandel bedeutet.

  • They paved paradise put up a parking lot
  • With a pink hotel, a boutique, and a swingin‘ hot spot
  • Don’t it always seem to go
  • That you don’t know what you’ve got ‚til it’s gone
  • They paved paradise put up a parking lot1

Bei aller Ernsthaftigkeit und Überlegtheit ihrer sozialen Kommentare ist Schwenks Werk von einer gewissen Unbeschwertheit durchzogen. Aber Unbeschwertheit sollte nicht mit Verantwortungslosigkeit verwechselt werden. Vielmehr ist es eine Ironie, die zur Kunst gehört, welche leicht zwischen dem Bedürfnis, sich über Missstände zu äußern, und dem Triumph, eine Lösung zu finden, wie weit hergeholt sie auch sein mag, hin und her schwankt. Dies sind Strategien, die eine lange und umfangreiche Geschichte haben. Schwenks Interventionen lassen sich bis zu den theatralischen Übungen von Émile Jacques-Dalcroze und Berthold Brecht zurückverfolgen. Dalcroze schaffte den Proszeniumsbogen ab, die Barriere zwischen Schauspieler und Publikum, die als bezeichnende Schwelle zwischen der Realität und dem theatralen Imaginären diente. Damit musste das Theater nicht mehr die Illusion von Leben vermitteln, sondern konnte sich in seinen zahlreichen Spielereien und Verfremdungen ergehen und die Aufmerksamkeit auf sie lenken. Brechts „Verfremdungseffekt“ war ein Gegenmittel gegen eine viel heimtückischere soziale Entfremdung, die durch das falsche Bewusstsein hervorgerufen wird, dass alles so ist, wie es zu sein scheint. Die Übertreibungen und bisweilen plumpen Formalisierungen eines solchen Theaters dienten dazu, das Publikum aus seiner Lethargie aufzurütteln.

In diesem Sinne wirken Schwenks Arbeiten wie eine Art galvanischer Funke, der den Blickwinkel des Betrachters zumindest in geringem Maße, aber nachhaltig, verändern soll.

—Auszug aus „Sozialer Austausch und Leben“ von Adam Gezcy

1 “Big yellow taxi” —Joni Mitchell

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