In Launceston wurde Ende 2011 in der Halbzeitpause des regionalen Aussie Rules Grand Final die Öffentlichkeit auf das Spielfeld gelassen. Jugendliche kickten Bälle, kleine Kinder und Eltern schlenderten herum und beobachteten die Szene. Dann geschah etwas Seltsames. Männer, Frauen und Kinder, von Kopf bis Fuß in weiße Overalls gekleidet, joggten im Gänsemarsch auf den Rasen. Ihre Erscheinung hatte etwas Beunruhigendes, als ob ihr Kostüm auf einen Notfall hinweisen würde – einen Giftunfall, eine Bombendrohung oder ein Strahlungsleck -, aber ihr Verhalten war beruhigend spielerisch. Die weiß gekleideten Gestalten teilten sich in Gruppen auf und besetzten verschiedene Teile des Feldes, indem sie mit ihren liegenden Körpern die Markierungen für das Torquadrat und die Torpfosten abzeichneten. Kinder und Erwachsene ließen sich von der Performance verführen und machten mit. Schließlich besetzten die Darsteller in ihren weißen Anzügen den zentralen Platz und bedeckten mit Hilfe von Hunderten von Fußballfans die weißen Linien, die den Platz begrenzen.
„Along White Lines“ war eine Performance, die Sylvia Schwenk während der Halbzeitpause des Northern Tasmanian Football Association Grand Final im Aurora Stadium aufführte. Wenn man sich das Video von der Veranstaltung anschaut, ist man beeindruckt vom guten Willen der Menge – als diese seltsamen, weiß gekleideten Gestalten ihre Plätze einnehmen und beginnen, Linien zu bilden, wird aus Verwunderung Faszination – und dann Teilnahme. Die unauffällige Art der Performance scheint diesen guten Willen zu verstärken und es herrscht eine festliche Stimmung. Die Beziehung zwischen der 30-köpfigen Crew der Künstlerin und dem Publikum wird kollaborativ, die einfache Handlung des Liegens auf dem Boden definiert die Umgebung. Das Fußballfeld ist ein kodifizierter Raum, der durch Linien, Abstände und Grenzen beschrieben wird und ohne die Fußballmannschaften zu einem präzise umschriebenen Raum der Möglichkeiten wird. „Along White Lines“ erinnert uns auf subtile Weise an die Struktur der sozialen Beziehungen zwischen Künstler, Publikum und Umgebung, aber noch wichtiger ist, dass die Arbeit den einvernehmlichen Charakter dieser Beziehungen unterstreicht.
Schwenks Arbeit ist eine demokratische Erfahrung, bei der jeder Schritt ihres Prozesses für das Publikum offen ist, um sich einzubringen, zu interagieren und das Ergebnis zu beeinflussen.
—Auszug aus „Engage, explore and evolve“ von Andrew Frost